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Lebensraum Wiese

Der Huflattich (Tussilago farfara) ist die einzige Pflanzenart der Gattung Tussilago aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Er gehört zu den ersten Frühjahrsblumen, deren Blüten vor der Entwicklung der Laubblätter erscheinen. Der Huflattich war in Deutschland die Heilpflanze des Jahres 1994. Er ist auch bekannt unter den Namen Breit-, Brust- oder Eselslattich, Latten, Lette, Ackerlatsche, Wanderers Klopapier,[1] Kuhfladen, Esels- oder Rosshuf, Eselstappe, Fohlenfuß, Hufblatt und Zieglerblume.[2]

Von Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3800718

Beschreibung

 

Der Huflattich wächst als ausdauernde (perennierende) krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern. Die langgestielten und grundständigen Laubblätter erreichen etwa 10 bis 20 Zentimeter Breite. Sie sind gezähnt und herz- oder hufförmig. Durch die weißfilzige Blattunterseite ist das stark-nervige Adernetz nicht deutlich sichtbar. Die Blätter, deren leicht bitterer Geschmack zusammenziehend wirkt, haben einen schwachen Geruch.

Zeitig im Frühjahr erscheinen zunächst nur die korbförmigen Blütenstände, die etwa 300 weibliche gelbe Zungenblüten und 30 bis 40 männliche gelbe Röhrenblüten enthalten. Erst nach deren Verblühen folgen die Blätter. Zur Blütezeit sind die Stängel lediglich mit braunen oder rötlichen, behaarten Schuppenblättern besetzt. Verblühte Stängel strecken sich beträchtlich und sind bis kurz vor der Reife der „Samen“ deutlich überhängend nickend, danach aufrecht. Dies begünstigt die Ausbreitung durch Luftbewegungen (Anemochorie). Die Blüten duften schwach honigartig und schmecken ähnlich wie die Blätter, jedoch etwas süßer.

Verwechslungsmöglichkeiten

Die Blätter des Huflattichs sind leicht mit den sehr ähnlichen Blättern der Weißen Pestwurz (Petasites albus) zu verwechseln. Die Huflattichblätter sind jedoch im Allgemeinen kleiner als die der Weißen Pestwurz und haben schwarze Blattrandzähne. Bei der Pestwurz sind die Leitbündel im Querschnitt des Blattstiels unregelmäßig und nicht U-förmig angeordnet wie beim Huflattich.[4]

Ökologie

Der Huflattich treibt aus einem Wurzelstock mit kriechenden, bis zu 2 Meter langen unterirdischen Wurzelausläufern.

Die Blütezeit erstreckt sich von Februar bis April. Der Huflattich gehört somit zu den ersten Frühjahrsblumen und wird von BienenKäfern und Schwebfliegen bestäubt. Auch Selbstbestäubung kommt vor. Die Samenausbreitung erfolgt (wie beim Gewöhnlichen Löwenzahn) durch Schirmflieger über den Wind. Auch über Klettausbreitung und Ameisen werden die Samen weitergetragen.

Der Huflattich dient mehreren in ihrem Bestand gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze, darunter den Raupen des Alpen-Würfeldickkopffalters (Pyrgus cacaliae), der Großen Bodeneule (Rhyacia lucipeta) und der Gelblichen Alpen-Erdeule (Xestia ochreago). Larven der Fliege Acidia cognata minieren in den Blättern von Huflattich und Pestwurzen.[5]

Der Huflattich wird von den Rostpilzen Puccinia poarum var. poarum (mit Spermogonien und Aecien) und Coleosporium tussilaginis (mit Uredien und Telien) befallen.[6] Er ist auch eine Wirtspflanze der Pestwurz-Sommerwurz (Orobanche flava).[7]

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Von Tsungam - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48489062

 

Huflattich blühend und fruchtend
 

Der Huflattich ist in EuropaAfrika und in West- und Ost-Asien heimisch. In Nordamerika gilt er als eingebürgert (invasive Pflanze).

Er besiedelt trocken-warme Standorte auf durchlässigen Böden. Daher tritt der Huflattich oft auf Dämmen, in Steinbrüchen und an unbefestigten Wegen auf. Im Gebirge kommt er bis in Höhenlagen von etwa 2300 Metern vor. In den Allgäuer Alpen steigt er am Hochrappenkopf in Bayern bis zu 2115 m Meereshöhe auf.[8]

Huflattich ist nach Gerhard Madaus’ Lehrbuch der biologischen Heilmittel von 1938 die einzige Pflanzenart, die selbst auf reiner Braunkohle gedeihen kann.[9] Des Weiteren gilt er als Zeigerpflanze für staunasse Bereiche.

Unter bestimmten Bedingungen kann der Huflattich zur alles beherrschenden Charakterart einer besonderen Pflanzengesellschaft werden, der Huflattichflur (Poo-Tussilaginetum Tx. 1931). Diese wird dem Verband der halbruderalen Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion) untergeordnet. Von Natur aus eine Pionierpflanze auf mindestens wechselfeuchten, lehmigen oder tonigen Rohböden, findet der Huflattich durch menschliches Zutun zum Beispiel an Straßenböschungen, Sandgruben, Baustellen, Erdablagerungen und Steinbrüchen manchmal Bedingungen, die zu Massenbeständen führen. Im Sommer wachsen hier vor allem Rispengräser (Poa). Da die Huflattichflur meist als Folge der Tätigkeit des Menschen entsteht, wird sie in der Regel bald von anderen Pflanzengesellschaften verdrängt. Nur an natürlichen Standorten wie Bach- und Flussufern bleibt sie länger stabil. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der Huflattich auf den Trümmern der Städte (z. B. in Stuttgart und anderswo) die vorherrschende Pflanze in der zweiten Besiedlungswelle nach den Einjährigen.[10]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Tussilago farfara erfolgte durch Carl von LinnéTussilago farfara ist die einzige Art der Gattung Tussilago. Die Gattung Tussilago gehört zur Tribus Senecioneae in der Unterfamilie Asteroideae innerhalb der Familie Asteraceae.

Etymologie

Der heutige Gattungsname Tussilago ist erstmals in der Naturalis historia (26, 30) des Plinius belegt und eine Ableitung von lat. tussis ‚Husten‘ mit dem auch bei anderen Pflanzennamen vorkommenden Suffix -(il)āgo. Das Art-Epitheton farfara ist aus dem Lateinischen entlehnt (Plautus frg. inc. 50 farfariPoenulus 478 farferi, Plin. Nat. hist. 24, 135 farfarum ‚Huflattich‘), der weitere Ursprung ist unklar;[11] wahrscheinlich daraus umgebildet ist farfugium[12] (Plin. Nat. hist. 1, 24, 85 farfugio), das als Zusammensetzung aus far ‚Getreide, Mehl‘ und fugio ‚fliehen‘ bzw. fugo ‚in die Flucht schlagen‘ erscheint und daher als ‚Getreidescheuche‘ gedeutet wird. Der deutsche Name bezieht sich, wie die alte lateinische Bezeichnung ungula caballina (Pferdehuf), auf die hufförmige Gestalt der Blätter.[13]

Der Huflattich gehört nicht zur Gattung der echten Lattiche (Lactuca), deren Name vom hohen Gehalt dieser Pflanzen an Milchsaft (lateinisch lac „Milch“) herrührt. Der Name -lattich geht auf das lateinische lapaticum zurück, mit dem man ursprünglich verschiedene großblättrige Pflanzen bezeichnete und das sich über laptica und lattica zu Lattich wandelte.

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Von André Karwath aka Aka - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97452

Inhaltsstoffe und Verwendung

Der Huflattich gilt als bedeutsame Heilpflanze bei Hustenreiz und wirkt schleimlösend. Arzneilich wirksamster Teil sind die Blätter (Droge: Farfarae folium). Der Huflattich gehört zu den ältesten Hustenmitteln. Schon Dioskurides, Plinius und Galenos empfehlen den Rauch der angezündeten Blätter gegen Husten. Auch Hildegard von Bingen weist auf die Heilkraft des Huflattichs bei Erkrankung der Atmungsorgane hin. Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes sah eine Wirksamkeit von Huflattichblättern gegeben bei „akuten Katarrhen der Luftwege mit Husten und Heiserkeit“ sowie „akuten, leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut“, was die Zulassung als Arzneimittel in Deutschland begründete.[15] Zubereitungen aus Huflattichblättern und -blüten enthalten mutagene und potentiell karzinogene Pyrrolizidinalkaloide (PA). Nach aktuellem Erkenntnisstand dürfen Huflattichblätter-haltige Arzneimittel – egal in welcher Darreichungsform – einen Grenzwert von 1 μg PA pro maximal deklarierter Tagesdosis nicht überschreiten. Der in der Kommission E-Monographie genannte Grenzwert von 10 μg PA ist damit nicht mehr gültig.[16] Dies bedeutet, dass nur geprüfte Heilpflanzendrogen aus kontrollierten Kulturen mit reduziertem PA-Gehalt angewendet werden sollten.[17] Im Fall von Huflattich wurden PA-freie Sorten herausselektioniert, was die Herstellung von Huflattich-Arzneimitteln prinzipiell wieder erlaubt;[18] die Pflanze findet jedoch derzeit keine Verwendung in der Medizin. Auch in Präparaten der Paramedizin ist kein Bestandteil der Tussilago farfara nachweisbar.

Die großen Blätter des Huflattichs sind unterseits weich behaart und werden daher von Naturfreunden auch als Toilettenpapier benutzt.

Sven Schwarz

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