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Lebensraum Wiese

Das Leberblümchen (Hepatica nobilisSyn.Anemone hepaticaHepatica triloba), genauer Gewöhnliches Leberblümchen, auch Dreilappiges Leberblümchen genannt,[1] ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

1440px Hepatica noblis 20060501 008

Von Jonas Bergsten - Photo taken by Jonas Bergsten using a Canon PowerShot G3., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=749621

Der Gattungsname Hepatica wie auch der deutsche Trivialname beziehen sich auf die Gestalt der Laubblätter. Die Laubblätter erinnern im Umriss an die Form einer Leber.

H. nobilis ist die verbreitetste von insgesamt sieben Arten in der Gattung Hepatica. Wie alle Arten der Gattung ist das Gewöhnliche Leberblümchen eine ausdauernde, niedrige Kleinstaude. Es blüht im zeitigen Frühjahr, bzw. zu Beginn der Vegetationsperiode in höheren Gebirgslagen. Je nach Varietät kann die Blütenfarbe ein auffälliges Azurblau, wie bei H. nobilis var. nobilis aufweisen, aber auch blau, rosa, violett oder weiß sein. In Mitteleuropa ist nur die Varietät H. nobilis var. nobilis weit verbreitet.[2] Typischerweise wächst das Leberblümchen in der Humusschicht über lehmigen kalkhaltigen Waldböden in Buchen und Eichenwäldern (z. B. Thüringen) aber auch auf Sandböden (z. B. Mecklenburg, Brandenburg). Es bevorzugt schattige bis halbschattige Lagen.[2]

Die 6 bis 8 beschriebenen Varietäten kommen in Europa (z. B. var. nobilis, var. pyrenaica), O-Asien (z. B. var. japonica) und in O-Nordamerika (z. B. var. acuta) vor.[2]

Über die Gattungszugehörigkeit der Art gibt es zwei Auffassungen: Die meisten Autoren stellen das Leberblümchen zur Gattung Hepatica. Andere Autoren stellen es in eine weit gefasste Gattung der Windröschen (Anemone).

Die Stiftung Naturschutz Hamburg kürte das Leberblümchen zur Blume des Jahres 2013.

Bei Förster findet sich der Ausspruch: Hepatica nobilis, das heimische Leberblümchen, ein ewiger Schatz halbschattiger Vorfrühlingsgärtchen.[3]

 

Das Leberblümchen ist eine überwinternd grüneausdauerndekrautige Pflanze, die Wuchshöhe beträgt 10 bis 25 cm.[1] Es übersteht den Winter mit Überdauerungsknospen, die sich unmittelbar an der Erdoberfläche in den Blattachseln und im Schutz der überdauernden Blätter befinden und gehört deshalb zu den wintergrünen Hemikryptophyten. Es besitzt ein kurzes, schräg im Boden liegendes, dunkelbraunes Rhizom, das mit schuppenförmigen Niederblättern besetzt ist. Die Wurzeln des Leberblümchens reichen bis zu 30 Zentimeter tief ins Erdreich. Deshalb wird das Leberblümchen zu den Tiefwurzlern gezählt.

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Von Kenraiz Krzysztof Ziarnek - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6643671

Dem Rhizom entspringen nach der Blüte oder gegen Ende der Blütezeit die neu angelegten, grundständigen Laubblätter. Die langen Blattstiele weisen bei jungen Blättern noch eine dicht glänzende, weiße und weiche Behaarung auf. Die Blattspreite ist in drei Lappen geteilt und erinnert im Umriss an die menschliche Leber, worauf der frühere Artname Hepatica triloba Chaix[4] und nach der Signaturenlehre der deutsche Trivialname basiert. Die Lappen besitzen abgerundete oder leicht zugespitzte Blattzipfel und können bis zur Hälfte der Spreite eingeschnitten sein. Die Blattoberseite der leicht ledrigen Blätter ist dunkelgrün gefärbt; die Blattunterseite ist dagegen purpur-violett getönt.

 

Generative Merkmale

Die behaarten, rötlich-braunen Blütenstandsschäfte wachsen aufrecht. Beinahe direkt über den drei kelchartigen, grünen Hochblättern (Involucrum), die die Blütenknospen schützend umhüllen und damit die Schutzfunktion des fehlenden Kelchs übernehmen,[5] sitzen die langgestielten Blüten. Die endständigen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und besitzen einen Durchmesser von 15 bis 30 mm. Die sechs bis neun gleich gestalteten Blütenhüllblätter sind blau bis blauviolett gefärbt, selten kommen Exemplare mit weißer oder purpurfarbener Blütenhülle vor. Die blaue Farbe wird durch den Anthocyanfarbstoff Cyanidin erzeugt.[6] Ein Kreis weißlicher Staubblätter umgibt das Blütenzentrum. Im Zentrum der Blüte befinden sich zahlreiche freie Fruchtblätter. Sie sind grün gefärbt, länglich geformt und besitzen eine kopfige Narbe.

Die Blütezeit erstreckt sich von März bis April, womit das Leberblümchen zu den im Frühling am frühesten blühenden Pflanzen gehört. Bei Regenwetter und am Abend schließen sich die Blüten. Die häufige Öffnung erfolgt durch Wachstumsbewegungen der Blütenhüllblätter, wodurch diese sich täglich etwas verlängern und während der Gesamtblütezeit auf etwa das Doppelte der ursprünglichen Größe anwachsen.

In einer Sammelfrucht stehen mehrere einsamige Nüsschen zusammen.

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Von En-cas-de-soleil - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41027814

Ökologie

Blütenökologisch handelt es sich beim Gewöhnlichen Leberblümchen um einfach gestaltete Scheibenblumen. Das Leberblümchen bietet keinen Nektar an, ist aber ein wichtiger Pollenlieferant für Bienen, Käfer und Schwebfliegen. Die Lebensdauer der Blüten beträgt etwa acht Tage.

Die Diasporen (behaarte Nüsschen mit Elaiosom) werden von Ameisen aufgesucht und durch diese ausgebreitet.[1] Da sich die Fruchtstängel zur Fruchtreife zu Boden neigen, ist das Gewöhnliche Leberblümchen auch ein Selbstaussäer.

Exemplare dieser Art können Jahrzehnte ohne Blüte überdauern und bis zu 360 Jahre alt werden, wenn keine Störungen wie Baumartenwechsel oder langanhaltende starke Beschattung auftreten.[7]

Die Fruchtreife tritt bereits ab Mai ein. Die nach der Anthese sich vergrößernden Hochblätter tragen durch ihre Photosynthese wesentlich zur Ernährung der Früchte bei. Der zunächst sehr kleine und ungegliederte Embryo entwickelt sich anfangs sehr langsam. Ein Pflanzenexemplar erreicht seine Blühreife erst nach Jahren.

Der Rostpilz Puccinia actaeae-agropyri befällt das Leberblümchen und bildet Spermogonien und Aecien auf den Blättern.[8]

ANEMONE HEPATICA SANT DONAT IB 799 Herba fetgera

Von Isidre blanc - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37942621

Systematik

Zur systematischen Stellung des Leberblümchens gibt es zwei Auffassungen. Einerseits sprechen phylogenetische Untersuchungen wie auch morphologische und zytologische Befunde für eine Eingliederung in eine weit gefasste Gattung Anemone.[9][10] Dies hätte aber zur Folge, dass alle Anemoninae zu einer Gattung zusammengefügt werden.[11] Andererseits gibt es durchaus gute Gründe für die Abspaltung der Gattung Hepatica, wie etwa die reduzierte Chromosomengrundzahl x = 7 für Hepatica (gegenüber x=8 für die Windröschen im engeren Sinne).[12]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Anemone hepatica durch Carl von Linné.[13] Der Name Hepatica nobilis wurde 1771 von Johann Christian von Schreber eingeführt.[14]

Vorkommen

Das Areal des Leberblümchens ist durch große Verbreitungslücken gekennzeichnet (disjunktes Areal). Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Laubwäldern der Nordhalbkugel. In Europa, Ostasien und Nordamerika bildet es unterschiedliche geographische Rassen aus. Eine vollständige illustrierte Übersicht der Varietäten des Leberblümchens und deren Verbreitung findet man unter Verbreitungskarte und Varietäten.

Das Gewöhnliche Leberblümchen (Hepatica nobilis var. nobilis) gedeiht am besten auf kalkhaltigen, nährstoff- und mullreichen, sommerwarmen, nicht allzu trockenen, aber keineswegs feuchten, lehmigen, häufig steinigen Waldböden.[15] Es besiedelt in Mitteleuropa vor allem Buchen- und Eichenwälder, es geht aber auch gelegentlich in Nadel-Mischwälder. Es steigt in den Alpen bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern.[15] In Mitteleuropa kommt es im Tiefland östlich der Elbe nur selten vor; in den Mittelgebirgen mit Kalkböden und im Alpenvorland tritt es zerstreut auf; insgesamt ist es in Mitteleuropa selten, es bildet aber an seinen Standorten meist größere, individuenreiche Bestände.[15]

Das Gewöhnliche Leberblümchen (Hepatica nobilis var. nobilis) gilt standörtlich sowohl als Lehm- wie auch als Kalkzeiger.[16] Es gilt als Charakterart der mitteleuropäischen Laubwälder (Klasse Querco-Fagetea, vgl. unter Waldgesellschaften Mitteleuropas), besonders häufig kommt es im Kalkbuchenwald (Waldgersten-Buchenwald und Seggen-Buchenwald) vor,[17] seltener auch in Nadelwäldern der Gebirge auf Kalkstandorten. Es bevorzugt gemäßigt kontinentales Klima mit warmen und feuchten Sommern, aber relativ kalten Wintern und fehlt deshalb in stärker atlantisch geprägten Bereichen, in Süddeutschland beispielsweise im Westen des Schwarzwalds und westlich davon (mit einem kleinen Vorposten im Kaiserstuhl).

Gefährdung und Schutz

Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in Deutschland „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. In Österreich ist es nicht in allen Bundesländern geschützt.

Die Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen (Loki-Schmidt-Stiftung) wählte das Leberblümchen zur Blume des Jahres 2013 aus. Die Stiftung sieht das Leberblümchen dadurch als gefährdet an, dass es als beliebte Gartenpflanze ausgegraben wird[18] und dass Altwälder, ein häufiger Standort, immer seltener werden. Zum Rückgang der Art trägt auch die Umwandlung lichter Laubwälder in Nadelholzforste bei.[19]

Sven Schwarz

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