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Lebensraum Wiese

Der Gewöhnliche Teufelsabbiss[1] (Succisa pratensisSyn.Scabiosa succisa L.), auch einfach Abbiss oder Teufelwurz und Teufelsbiss genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Succisa in der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) innerhalb der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae). Der Trivialnamen (Östlicher) Teufelsabbiss wird außerdem für die verwandte Art Succisella inflexa verwendet.

Die Stiftung Naturschutz Hamburg kürte den Gewöhnlichen Teufelsabbiss zur Blume des Jahres 2015.

1437px SuccisaPratensis2

Von Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21047971

 

Vegetative Merkmale

Der Teufelsabbiss wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 50, selten bis zu 80 Zentimetern.[1] Als Speicher- und Überdauerungsorgan dient ein senkrecht stehendes Rhizom, das am unteren Ende meist abgefault und daher wie abgebissen wirkt (daher der Trivialname Teufelsabbiss);[1] es reicht bis zu 50 Zentimeter in die Tiefe. Es werden keine Ausläufer gebildet. Der Stängel ist glatt.[1]

Er besitzt in einer Rosette angeordnete, gegenständige längliche bis länglich-lanzettliche, meist ganzrandige Laubblätter.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. 50 bis 80 Blüten stehen in einem halbkugeligen köpfchenförmigen Blütenstand. Die Blütenstände blühen ungewöhnlicherweise nicht von unten nach oben auf, sondern von verschiedenen Zonen aus.[2][3] Es sind zwei Reihen lanzettlicher Hüllblätter vorhanden, deren Rand fein bewimpert ist. Die Hüllblätter sind kürzer als das Blütenköpfchen. Am Köpfchenboden befinden sich kleine Spreublätter.[1] Das Blütenköpfchen besitzt im Gegensatz zu Witwenblumen (Knautia) und Skabiosen (Scabiosa) keine strahlenden Randblüten.

Die Blüten sind violett bis blau. Unterhalb der Einzelblüten befindet sich ein vierkantiger und rau behaarter Außenkelch. An jeder Kante läuft er in einen stacheligen spitzen Zipfel aus.[1] Der schüsselförmige Innenkelch besitzt fünf kurz-borstige schwarze Strahlen. Die Kronblätter bilden eine vierspaltige 4–7 mm lange, verwachsenblättrige Krone mit 3–4 mm langer Kronröhre aus. Die freien Staubblätter überragen die Kronröhre deutlich. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsen. Je Fruchtknotenkammer ist nur eine Samenanlage vorhanden. Der verlängerte Griffel übergipfelt die Staubblätter. Der Teufelsabbiss bietet Nektar an, der freie Zugang hierzu wird jedoch durch eine Saftdecke verwehrt.

Die 5 bis 7 Millimeter langen Früchte – vierkantige, zottig behaarte Achänen – werden zur Fruchtreife, etwa ab August, durch den Druck der Spreublätter emporgehoben. Der Kelch verbleibt an der Frucht.

1440px Teufelsabbiss Succisa pratensis b

Von Hajotthu - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11151396

Ökologie

Der Gewöhnliche Teufelsabbiss ist eine gynodiözische Pflanze, das heißt, dass zum einen Pflanzen mit rein weiblichen Blüten und zum anderen solche mit zwittrigen Blüten gebildet werden. Bei den zwittrigen Blüten reifen die Staubblätter vor den Narben. Durch diese Proterandrie soll die Fremdbestäubung gefördert werden. Die Bestäubung erfolgt durch BienenFalter und diverse Zweiflügler. Beim Gewöhnlichen Teufelsabbiss handelt es sich um einen mesomorphen Hemikryptophyt.[1]

Vorbeistreifende Tiere und Windbewegungen streuen die Früchte aus. Pflanzenarten mit dieser Ausbreitungsstrategie bezeichnet man als Wind- und Tierstreuer. Die Früchte werden zum einen von Ameisen, zum anderen von Tieren, an deren Fell sie sich heften oder über den Wind weiter ausgebreitet.

Der Gewöhnliche Teufelsabbiss dient verschiedenen Schmetterlingen als Nektar- bzw. deren Raupen als Futterpflanze. Je nach Ökotyp ernähren sich oligophag oder monophag die Raupen des Goldenen Scheckenfalters oder vor ihrer Überwinterung die des Abbiss-Scheckenfalters von den Blättern der Pflanze. Die Raupe der Gammaeule nutzt den Gewöhnlichen Teufelsabbiss polyphag. Den Nektar schätzen insbesondere gefährdete Arten wie der Lungenenzian-Ameisenbläuling, der Braunfleckiger Perlmutterfalter, das Sumpfhornklee-Widderchen, das Blutströpfchen, der Riedteufel oder das noch relativ häufig vorkommende Große Ochsenauge.[1]

Vorkommen und Gefährdung

Succisa pratensis ist in Nordafrika und von Südwest- über Mittel- sowie Ost- bis SüdosteuropaNordeuropa und in Westasien, im Kaukasusraum sowie in Sibirien weitverbreitet. Es gibt Fundorte in PortugalSpanienFrankreichBelgien, in den Niederlanden, im Vereinigten Königreich, in DeutschlandÖsterreich, in der Schweiz, in ItalienAlgerienTunesien, in RusslandGeorgien, Ciscaucasien, IslandDänemarkNorwegenSchwedenFinnland, in der ehemaligen Tschechoslowakei, im ehemaligen Jugoslawien, in UngarnPolen, in der Ukraine, in AlbanienBulgarien, in RumänienMoldawienGriechenland und in der Türkei.[5] Auch in Algerien, Tunesien und auf Madeira kommt er vor.[6] Er ist in Kanada und in den USA ein Neophyt.[5]

Der Gewöhnliche Teufelsabbiss wächst insbesondere in montanen Regionen auf Moor-Magerwiesen und bevorzugt wechselfeuchte, humose Böden. Er gilt als Magerkeitszeiger und besiedelt geeignete Standorte von der Ebene bis in Gebirgslagen. Im Schwarzwald und den Alpen steigt er bis in Höhenlagen von 1400 Metern auf, so an den Kackenköpfen bei Rohrmoos.[7] Er ist in Mitteleuropa eine Molinietalia-Ordnungscharakterart.[4]

Wuchsorte planarer Regionen sind aufgrund von Entwässerungsmaßnahmen tendenziell im Rückgang begriffen. Der Teufelsabbiss steht in einigen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten in der Gefährdungskategorie 3 („gefährdet“).

Sven Schwarz

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