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Lebensraum Wiese

Die Echte Schlüsselblume (Primula veris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Primeln (Primula) in der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Sie ist in weiten Teilen Europas und Vorderasiens verbreitet.

Die Stiftung Naturschutz Hamburg kürte die Echte Schlüsselblume zur Blume des Jahres 2016.

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Von Alvals - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3996725

Trivialnamen

Weitere Trivialnamen (volkstümliche Namen) sind Wiesen-PrimelFrühlings-Schlüsselblume (Schweiz), Wiesen-SchlüsselblumeArznei-Schlüsselblume und Himmelsschlüssel. Für den Ursprung der Bezeichnung Schlüsselblume, die mindestens seit dem 15. Jhdt. belegt ist, gibt es verschiedene Interpretationen. Darunter die Ähnlichkeit des ganzen Blütenstandes mit einem Schlüssel, wobei die Blüten selbst den Schlüsselbart und der Stängel das Schlüsselrohr darstellen oder durch die Ähnlichkeit der Blütendolde mit einem Schlüsselbund, wobei die einzelnen Blüten wohl die Schlüssel darstellen. Die Bezeichnung Himmelsschlüssel, die mindestens seit dem 12. Jhdt. belegt ist, steht wohl im Zusammenhang mit Petrus und dessen Schlüssel zum Himmelreich.

 

Erscheinungsbild und Blatt

Die Echte Schlüsselblume wächst als ausdauerndekrautige Pflanze, die Wuchshöhen von 8 bis 30 Zentimetern erreicht und meist in kleineren und größeren Gruppen anzutreffen ist. Sie überwintert mit einem ausdauernden, dicken, kurzen Rhizom. Die vegetativen Pflanzenteile sind oft flaumig behaart aber nicht bemehlt.

Die Laubblätter sind in einer grundständigen Rosette angeordnet. Die Blattspreite verschmälert sich mehr oder weniger plötzlich in Richtung des geflügelten Blattstiels. Die dünne, einfache Blattspreite entwickelt eine Länge zwischen 5 und 20 Zentimeter, die Breite misst 2 bis 6 Zentimeter. Ihre Form variiert von eiförmig bis eiförmig-länglich. Die Blattspitze ist stumpf bis spitz ausgeprägt. Die dunkelgrüne, mit einfachen Trichomen flaumig behaarte Blattoberseite weist eine runzlige Struktur auf. Die ebenfalls behaarte Blattunterseite[1] ist hellgrün gefärbt. Der wellige und unregelmäßig grob gezähnte Blattrand ist bei jungen Blättern nach unten eingerollt.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Juni (Deutschland und nördlicher) oder von Februar bis Mai (Österreich, Schweiz, Slowenien etc.). Fünf bis zwanzig Blüten sind in einer endständigen und einseitswendigen, einfachen Dolde[1] angeordnet. Der mehr oder weniger lange, fein behaarte Blütenstandsschaft ist unbeblättert. Die Tragblätter sind flach und ungleich. Die aufrechten bis nickenden, behaarten Blütenstiele sind mit einer Länge von 3 bis 20 Millimetern ein- bis dreimal so lang wie die Tragblätter.

Die zwittrige Blüte ist radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf blass-grünen, 0,8 bis 2 Zentimeter langen Kelchblätter sind bauchig und breit-glockig verwachsen. Die fünf dottergelben Kronblätter sind an ihrer Basis zu einer Röhre verwachsen. Die Kronröhre ist mit einer Länge von 8 bis 20 Millimetern höchstens so lang wie der Kelch. Der Kronschlund weist einen Durchmesser von 8 bis 28 Millimetern auf. Die fünf tellerförmig ausgebreiteten, 8 bis 14 mm langen Kronlappen besitzen an ihrer Basis einen orangefarbenen Fleck und sind am oberen Ende leicht ausgerandet bis deutlich gekerbt. Die fünf Staubblätter sind mit der Kronröhre verwachsen. Fünf Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsenen. Im Zentrum des Fruchtknotens befindet sich die dicke Plazenta, an der die Samenanlagen sitzen.

wiesen primel blueten

Frucht und Samen

Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine 5 bis 10 mm lange, vom Kelch umgebene, Kapselfrucht. Sie ist etwa halb so lang wie der überdauernde Kelch, ihre Form ist eiförmig und leicht bauchig ausgeprägt. Bei Reife öffnet sich die Kapsel mit zehn Kapselzähnchen und entlässt die zahlreichen Samen. Die Samen besitzen winzige Bläschen.[2]

Ökologie

Die Echte Schlüsselblume ist eine Rosettenpflanze mit zwiebelförmigen Erneuerungsknospen. Das kräftige Speicher-Rhizom steht ziemlich senkrecht und verzweigt sich evtl. schon im 2. Jahr.

Blütenökologisch stellen die Blüten Stieltellerblumen dar. Bei den Blüten der Primula veris liegt Heterostylie vor. Sie bildet unterschiedliche Blütentypen mit zwei unterschiedlichen Griffellängen und Staubblattpositionen aus. Der eine Blütentyp besitzt einen langen Griffel und tief in der Kronröhre sitzende Staubblätter. Die köpfige Narbe befindet sich am Kronröhreneingang. Der andere Blütentyp besitzt einen kurzen Griffel, die Staubblätter sind hier wesentlich höher gelegen und enden am Kronröhreneingang. Die Heterostylie dient dazu, Nachbarbestäubung – genetisch gleichwertig mit Selbstbestäubung – zu vermeiden und damit Fremdbestäubung zu unterstützen. Die Bestäubung erfolgt durch langrüsselige Insekten wie Hummeln oder Falter. Die Blütenkrone ist durch Flavonoide gelb gefärbt mit orangefarbenen, duftenden Saftmalen. Die Pollenkörner sind sehr klein.

Die Samen besitzen winzige Bläschen und werden über den Wind ausgebreitet. Zum Keimen benötigen die Samen Kälte und Licht.[2]

Nahrungspflanze

Die Echte Schlüsselblume dient mehreren Schmetterlingsraupen als Futterpflanze, darunter der Raupe der Silbergrauen Bandeule, auch Trockenrasenbusch-Bandeule genannt (Epilecta linogrisea) und des Schlüsselblumen-Würfelfalters, beide in ihrem Bestand gefährdete Arten.

Vorkommen

Diese kalkliebende Art kommt in ganz Europa und Vorderasien vor, lediglich im Süden der Mittelmeerländer und im äußersten Norden ist sie nicht beheimatet. In Mitteleuropa fehlt sie im Tiefland westlich der Elbe weitgehend, im übrigen Tiefland ist sie selten, ebenso in Gebieten mit kalkfreiem Gestein. Im übrigen Mitteleuropa kommt sie zerstreut vor.

Als Standorte werden Raine, Halbtrockenrasen, trockene Wiesen, lichte Laubwälder, Waldränder und Waldschläge insbesondere von krautreichen Eichenwäldern, mitteleuropäischen Flaumeichenmischwäldern, west-submediterranen Flaumeichenwäldern, Hainbuchenwäldern oder auch Seggen-Buchenwäldern bevorzugt. Sie steigt von der Ebene bis zu Höhenlagen von 1700 Metern. Die Echte Schlüsselblume gedeiht am besten auf kalkhaltigen, stickstoffarmen, lockeren Lehmböden mit reichlicher Humusbeimischung.

 

Verwendung

Als Heilpflanze

Primulae flos: Die Echte Schlüsselblume in Form ihrer Blütendroge
 

Schlüsselblumenblüten enthalten geringe Mengen an Saponinen, etwa drei Prozent Flavonoide -insbesondere Rutosid-, Carotinoide und Spuren von ätherischem Öl. Die Wurzeln enthalten drei bis zwölf Prozent Triterpensaponine, beispielsweise Primulasaponin oder PrimacrosaponinPhenolglykosiden wie Primulaverin sowie seltene Zuckerstoffe. Die Triterpensaponine üben eine reizende Wirkung auf die Magenschleimhaut aus. Dieser Effekt soll über Nervenfasern reflektorisch die Bronchialschleimhaut dazu anregen, mehr Schleim zu produzieren. Hierdurch verdünnt sich das Sekret und erleichtert das Abhusten. Extrakte aus Schlüsselblumen werden vor allem bei Erkältungen mit verschleimtem Husten und Schnupfen als Begleitsymptomatik eingesetzt. Als Nebenwirkung der Anwendung konnten Magenschmerzen und Übelkeit sowie allergische Hautreaktionen festgestellt werden.

Frische, junge Schlüsselblumenblättchen können auch Salaten zugesetzt werden.

Als Zierpflanze

Die Echte Schlüsselblume findet gelegentlich als Zierpflanze Verwendung. Gehölzgruppen, Rabatten und Steingärten in vollsonniger Lage sind geeignete Standorte. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat. Auch als Schnittblume in Blumensträußen wird sie gerne verwendet.[1]

Sven Schwarz

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